# Stilleben mit Kirschen und Erdbeeren in Porzellanschüsseln
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Inventarnummer: 60.2
Beschreibung
Der Betrachter blickt auf eine einfache hölzerne Tischplatte, auf der zwei chinesische Porzellanschüsseln aus der Zeit des Kaisers Wan-Li stehen, von denen die eine mit Walderdbeeren, die andere mit Kirschen gefüllt ist. Als einer der ersten flämischen Maler präsentierte Osias Beert in seinen Werken chinesisches Porzellan, das im frühen 17. Jahrhundert in Europa noch sehr selten war. Daneben liegen in einer Zinnschale Oliven. Zudem stehen drei mit Rotwein, Wasser und Weißwein gefüllte Gläser auf dem Tisch. Am prächtigsten ist die sogenannte Becherschraube im linken Bildvordergrund, ein Glaspokal mit einem üppig verzierten, vergoldeten Fuß. Auch bei den beiden Gläsern venezianischer Art handelt es sich um Luxusgegenstände. Ein Brötchen, eine Libelle und ein auf einem Messer mit Perlmuttgriff sitzendes Tagpfauenauge vervollständigen das Ensemble.
Die Objekte sind mit nur wenigen Überschneidungen über die Bildfläche verteilt. Aufgrund der treppenartig strukturierten Komposition steht jedes Element als Einzelstudie für sich selbst und kann in seiner Oberflächenbeschaffenheit minutiös wiedergegeben werden. Dieses Kompositionsverfahren ist typisch für die frühe flämische Stilllebenmalerei und insbesondere für das Werk von Osias Beert. Beert datierte sein Werk nicht, jedoch ist auf der Rückseite des kupfernen Bildträgers die Jahreszahl 1608 angebracht, die auch als Entstehungsjahr für das Bild angenommen werden darf.
Das Bildthema der gedeckten Tafel (niederl. banketje) entwickelte sich als eigenständige Stilllebengattung um 1600 aus den üppigen Marktauslagen der flämischen Malerei. In ihm offenbart sich der damalige Delikatessenkult der wohlhabenden städtischen Bevölkerung. Dass hier die Oberschicht den Tisch decken ließ, verdeutlicht auch die Tatsache, dass der Rest der Bevölkerung zu dieser Zeit von Holztellern aß und aus Holzbechern trank. Wie Inventare des 17. Jahrhunderts belegen, fanden die sogenannten banketjes denn auch meist als dekorative Ausstattungsstücke des wohlhabenden Patriziats Verwendung. Vor allem Obst nahm, meist zum Abschluss von Festmählern, als besondere Delikatesse eine herausragende Stellung in der Ernährung der oberen Schichten ein. Auch bei hellem Brot, wie dem hier gezeigten Brötchen, handelte es ich um ein Feinschmeckerprodukt, das sich nicht jeder leisten konnte.
Auf einer weiteren Ebene dienten die Bilder aber auch der moralischen Belehrung des Betrachters. Dieser war es zu Beginn des 17. Jahrhunderts gewohnt, in Dualismen zu denken und hinter der primären Darstellungsebene eine symbolische zu suchen. Die Bilder luxuriös gedeckter Tische enthalten somit immer auch eine Warnung vor der voluptas oculorum (Augenschmaus), die den Betrachter trotz ihrer minderen Gefährlichkeit dennoch daran hindern kann, Gott zu erkennen und ihm zu folgen. Die Schüsseln mit den verderblichen Früchten bedeuten weltlichen Genuss und Vergänglichkeit. Das Messer erinnert an das Opfer Christi, dem die menschliche Seele, symbolisiert durch den Schmetterling, ihre Unsterblichkeit verdankt. Die Libelle hingegen galt als Unglücksbringer und war unter dem Beinamen „Teufelsnadel“ bekannt. Sie versinnbildlicht das Böse, im Unterschied zum Schmetterling, der als einziges Insekt als Verkörperung des Guten galt. Walderdbeeren sind ein Symbol der Verlockung und der Sinnenfreuden, zugleich wurden sie in der mittelalterlichen Bildtradition aber auch der Jungfrau Maria zugeordnet. Die in der damaligen medizinischen Literatur als Frucht mit temperierender Kraft angesehene Olive bildet dagegen ein ausgleichendes Gegengewicht zum Luxus der linken und rechten Objektgruppen.| Sarah Salomon
Material/Technik
Kupfer
Maße
Bildmaß: 49,4 x 65,5 cm; Rahmenaußenmaß: 61,9 x 77,7 cm
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- Gemalt ...
+ wer: [Osias Beert (der Ältere) (1580-1623)](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=people&id=47394)
+ wann: 1608
## Links/Dokumente
- [Das Objekt bei SMB-digital](http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ExternalInterface&module=collection&objectId=867432)
## Schlagworte
- [Gemälde](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=266)
- [Kupfer](https://smb.museum-digital.de/index.php?t=tag&id=309)
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Stand der Information: 2021-11-02 21:15:59
[CC BY-NC-SA @ Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin](https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/4.0/)
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- http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=867432&resolution=superImageResolution#1043856